Beim Blick auf die Heimspiel-Ergebnisse des TV Gelnhausen in der Rückrunde kann einem Angst und Bange werden um unsere Jungs, die am Samstag um 19:30 Uhr in der Barbarossa-Stadt ihre Visitenkarte abgeben werden. In vier Spielen blieb die Mannschaft von Chef-Trainer Matthias Geiger bei einer Tordifferenz von +48 (!) ohne Punktverlust und schickte die HG Saarlouis, den TV Aldekerk, die TSG Haßloch und zuletzt die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen konsterniert nach Hause. Die Letztgenannten kamen dabei noch am besten weg und mussten „nur“ ein 29:21 verdauen. Es verwundert daher wenig, dass die Rudi-Lechleidner-Halle regelmäßig mit 800 Zuschauern und mehr besucht ist, was aber nicht nur dem sportlichen Erfolg des Zweitplatzierten der Staffel Süd-West geschuldet ist, sondern vor allem einem beneidenswerten Schulterschluss zwischen Mannschaft, Verein, Sponsoren, Fans und regionalem Umfeld.
Es läuft also beim TV Gelnhausen, der mit 42:4 Punkten und acht Zählern Vorsprung auf den Tabellendritten Longericher SC Köln wohl nicht mehr von der Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga zu verdrängen ist. Ganz sorgenfrei gehen die Barbarossa-Städter aber nicht in die Partie gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf. Neben Leon David, der bereits seit einigen Wochen aufgrund eines Bänderrisses fehlt, muss Trainer Matthias Geiger auch auf Max Bechert verzichten, sodass dem Übungsleiter nur noch Torben Fehl als etatmäßiger Kreisläufer zur Verfügung steht. Ein weiterer Engpass stellt sich auf der Torhüter-Position dar: Alexander Bechert (frischgebackener Sportler des Jahres der Region Gelnhausen) fehlte zuletzt beim 30:30 beim TV Korschenbroich verletzt und Daniel Drozdz wurde für einen Lehrgang für die polnische U21-Nationalmannschaft am Wochenende nominiert. Durch den Weggang von Loris Tittel zum Rückrundenbeginn zum Regionalligisten TSG Offenbach-Bürgel bleibt lediglich Juniorentorhüter Noah Pilgrim, der bereits in der Vorwoche aushalf. Trotz allem geht der TVG als klarer Favorit in die Partie, zumal die Mannschaft um Kapitän und Staffel-Topscorer Jonathan Malolepszy (193 Tore, davon 129 Siebenmeter) in der Vergangenheit oft genug gezeigt hat, wie man als Kollektiv den Ausfall einzelner Spieler kompensiert. Die Ausgeglichenheit im Kader zeigt sich auch bei der Suche der weiteren Top-Torschützen: Hier folgt Mittelmann Silas Altwein, der in Korschenbroich krankheitsbedingt fehlte, mit 79 Toren. Linksaußen Yannik Mocken (69 Treffer), Rückraumspieler Jannik Geisler (51), Rechtsaußen Simon Belter (43) und Kreisläufer Max Bechert (42) komplettieren zumindest nach Torerfolgen zusammen mit einem Torhüter die Starting Seven des TVG. Gelnhausen ist für sein variantenreiches Tempospiel bekannt, das oft nur durch Foulspiel oder Abwehr im Kreis in letzter Instanz unterbunden werden kann. So führen die Barbarossa-Städter mit 131 Siebenmeter-Toren diese Statistik mit weitem Vorsprung (zweitplatziert ist der TV Kirchzell mit 95 erfolgreichen Strafwürfen) an. In der Abwehr weiß der TV Gelnhausen zuzupacken: 109 Zweiminutenstrafen und 7 rote Karten bedeuten jeweils den zweithöchsten Wert in den entsprechenden Kategorien.
Für das HLZ heißt es die Euphorie nach dem Derbysieg gegen die TSG Haßloch mitzunehmen und sich mit einer guten Leistung weiteres Selbstvertrauen für das folgende Auswärtsspiel beim TV Aldekerk zu holen. Auch wenn man als klarer Außenseiter beim Tabellenzweiten antritt, sieht Coach Gabriel Schmiedt positiv auf das Duell: „Wir haben nichts zu verlieren und werden uns gut vorbereiten. Wir waren im Hinspiel (28:31) nah dran an einem Punktgewinn und konnten das Match über 60 Minuten offenhalten. Jedes Spiel beginnt bei 0:0 und vielleicht haben wir ja dieses Mal das glücklichere Ende.“
Es bleibt abzuwarten, wie sich der erste Punktverlust in der Fremde am letzten Wochenende beim TV Korschenbroich auf die Mannen des TV Gelnhausen auswirkt. Im besten Fall lässt es die Jungs von Matthias Geiger etwas in Grübeln kommen. Zu befürchten ist aber eher, dass man schnellstmöglich eine neue Siegesserie starten und zusammen mit den Fans das nächste Torfestival vor heimischer Kulisse feiern möchte. Dies zu verhindern ist zwar eine schwere, aber auch reizvolle Aufgabe für unsere Jungs!
Sportdeutschland.TV überträgt wie immer live. Die Mannschaft würde sich aber natürlich noch mehr über lautstarke Unterstützung vor Ort freuen. Im Vergleich zum nächsten Auswärtsspiel in Aldekerk (rund 320 km) ist Gelnhausen mit circa 140 km ja quasi um die Ecke…
Text: Holger Friedmann