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Nervenschlacht mit Happy End

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Im Topspiel der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar siegt die C-Jugend des HLZ Friesenheim-Hochdorf nach einer endlos langen Wettkampfpause gegen ihren schärfsten Verfolger, den TV Nieder-Olm, auswärts in einem Herzschlagfinale mit 30:29 (14:17). Damit gelingt den Mannen des Trainerteams Nik Dreyer und Emanuel Novo ein riesiger Schritt in Richtung Meisterschaft.

Was für eine Dramatik: in einer umkämpften Partie der beiden Spitzenclubs der Oberliga RPS steht es 22 Sekunden vor dem Ende 29:29 unentschieden, als Nik Dreyer sein letztes Team-Time-out nimmt. Die Handlungsoptionen werden besprochen, der Schiedsrichter pfeift an, die Nieder-Olmer Abwehr fokussiert sich auf die beiden Abschlussspieler Frederik Zepp und Tilo Müller – und dann ist es Lasse Felix, der den großgewachsenen Abwehrrecken der Gastgeber entwischt und den Ball zwischen den Beinen des Torwarts hindurch zum frenetisch umjubelten Auswärtssieg des HLZ im Tor versenkt. Was für eine Energieleistung der HLZ-Jungs, die zuvor pandemiebedingt sage und schreibe siebeneinhalb Wochen lang kein Spiel absolviert hatten. Doch der Reihe nach.

Jeder weiß, dass man im Handball zwar beliebig viel trainieren kann, jedoch die Spielpraxis im Wettkampf durch nichts zu ersetzen ist. Vor diesem Hintergrund waren die Vorzeichen für das Gipfeltreffen gegen Nieder-Olm denkbar schlecht: die Rheinhessen stehen seit Wochen voll im Spielbetrieb und gewinnen eine Partie nach der anderen, während man selbst im Januar zuletzt am Ball war und an einem ungewohnten Dienstagabend ohne Harz versuchen muss, wieder in den Wettkampfmodus zu gelangen.

Und genau an dieser Herkulesaufgabe schien die C-Jugend des HLZ zunächst zu scheitern. Während das HLZ noch seine Abstimmung und Wettkampfhärte in Abwehr und Angriff suchte, legten die Gastgeber los wie die Feuerwehr und nutzten die mangelnde Konsequenz der HLZ-Defensive zu einer schnellen Drei-Tore-Führung (6:3, 8. Minute). Und ganz egal wie sehr sich die Buben des HLZ auch mühten, stets hatten die stark aufspielenden Hausherren eine Antwort parat, verhinderten wiederholt den Ausgleich und konnten sich beim 15:11 (23. Minute) sogar erstmals auf vier Tore absetzen. Mit dem Schlusspfiff der ersten Hälfte verkürzte Zepp mit seinem fünften Treffer auf 14:17 aus Sicht des HLZ. Kein Wunder also, dass in der Pause zahlreiche nachdenkliche Gesichter bei den mitgereisten Fans zu beobachten waren. Das Hinspiel hatte die Dreyer-Sieben mit vier Toren Differenz gewonnen, so dass in der Addition beider Spiele der Vorsprung im direkten Vergleich auf ein Törchen zusammengeschmolzen war. Noch so eine Halbzeit und der Traum vom Oberliga-Titel wäre ausgeträumt gewesen.

Doch das Blatt sollte sich wenden. Die Jungs kamen ohne zu verkrampfen aus der Kabine und hatten nun das erforderliche Matchglück auf ihrer Seite. Dank vier Tore durch Marcello Ricco, der einen Sahnetag erwischt hatte, und zwei Treffern des unermüdlich rackernden Linus Paselk schafften die HLZ-Jungs in der 33. Spielminute mit dem 20:20 erstmals seit dem 1:1 wieder den Ausgleich. Jetzt war die Dreyer-Sieben vollends in der Partie angekommen und agierte zunehmend selbstbewusster. Zepp und abermals Paselk glichen noch zweimal für das HLZ aus, ehe Müller die allererste HLZ-Führung der Partie in der 35. Minute gelang (23:22). Die Gastgeber glichen aus, ehe Ricco, Marc Röther und Zepp per Strafwurf auf +3 für das HLZ stellten (26:23, 40. Minute). Matej Simicic, der in seiner ersten Partie für das HLZ mit vier blitzsauberen Treffern und feiner Spielübersicht absolut zu überzeugen wusste, und abermals Zepp von der Siebenmeterlinie verteidigten das Drei-Tore-Polster (28:25, 45. min). Die Partie schien entschieden.

Doch die Optimisten unter den HLZ-Anhängern hatten die Rechnung ohne den Kampfgeist der Hausherren gemacht. Trotz vorübergehender Unterzahl gelang dem TV Nieder-Olm ein 3:0-Lauf zum 28:28-Ausgleich (48. Minute). Müller erhöhte nochmals auf 29:28 für das HLZ (49.), ehe die Rheinhessen 24. Sekunden vor dem Schlusspfiff zum Ausgleich trafen. Der Rest ist bekannt…

Nach dem glücklichen, jedoch keineswegs unverdienten Sieg bahnte sich grenzenloser Jubel seine Bahn. Mit einer mannschaftlichen Energieleistung, bei der auch die beiden Torhüter Daniel Simon und Linus Diehl in entscheidenden Momenten wichtige Paraden zeigen konnten, haben die HLZ-Jungs eine intensive Nervenschlacht für sich entschieden. Und so mancher Fan auf der Tribüne ist während der 50 Minuten um Monate gealtert. Herzlichen Glückwunsch an die Mannschaft. Nach einer derart langen Spielpause in einem Spitzenspiel zu bestehen, verdient maximale Anerkennung. Nun gilt es, den Wettkampfschwung auszubauen und wieder vollends ins Rollen zu kommen. Daher kommt das Doppelspielwochenende gegen die JSG Wittlich-Schweich gerade recht. Los geht’s am Samstagnachmittag um 16:00 Uhr im Sportzentrum des TV Hochdorf, ehe am Folgetag um 15:00 Uhr das Rückspiel in Wittlich auf dem Programm steht. Wünschen wir den Jungs weiterhin ganz viel Erfolg.

Es spielten:

Linus Diehl (Tor), Daniel Simon (Tor), Finn Felix, Lasse Felix (3), Tilo Müller (4), Linus Paselk (3), Marcello Ricco (7), Marc Röther (1), Til Schmidt, Matej Simicic (4), Karl Sommer, Ivan Vlasic, Christopher Zepp, Frederik Zepp (8/5)

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